Die meisten Personalverantwortlichen und Mitarbeiter, die in Bewerbungsprozesse involviert sind, haben in der Regel wenig Zeit. Und das auch schon ohne Bewerbungsgespräche. Es ist für Sie also wichtig, schnell herauszufinden, ob der Bewerber* zu Ihrem Unternehmen passt und der Richtige für Ihre Position ist.

Um ein Vorstellungsgespräch effizient zu führen und Ihren Bewerber so gut wie möglich kennenzulernen, haben wir Ihnen nachfolgend die 10 wichtigsten Fragen zur Bewerberauswahl zusammengefasst.

1. Die Frage nach der Motivation

Recht früh im Vorstellungsgespräch sollte diese Frage gestellt werden, „Wieso möchten Sie sich beruflich verändern?“, „Wieso haben Sie sich bei unserem Unternehmen beworben?“.

So finden Sie direkt heraus, was der Grund für den beruflichen Wechsel ist. Möchte der Bewerber den nächsten Sprung auf der Karriereleiter machen, sein Gehalt aufbessern oder fühlt er sich bei seinem aktuellen Arbeitgeber unwohl?

 2. Die Frage nach dem Interesse

Finden Sie heraus, ob der Kandidat sich auf das Interview vorbereitet hat. Was weiß er bereits über Ihr Unternehmen und Ihre Produkte? Welche Fragen hat er zu der Position?

Wenn ein Bewerber sich ernsthaft für eine Mitarbeit in Ihrem Unternehmen interessiert, wird er sich im Vorfeld entsprechend informiert haben und daraus ergeben sich in der Regel auch Fragen, die er Ihnen an dieser Stelle stellen können sollte. So erfahren Sie im Dialog, was den Kandidaten bewogen hat, sich bei Ihnen vorzustellen.

3. Die Frage nach der Teamfähigkeit

In nahezu keinem Unternehmen geht es heutzutage ohne Team-Work, deshalb ist es für die meisten Unternehmen wichtig, dass ihr künftiger neuer Mitarbeiter ein Teamplayer ist. Stellen Sie z.B. Fragen wie „Ein Kollege bittet Sie um Unterstützung, obwohl Sie selber viel zu tun haben. Was tun Sie?“

Fragen Sie auch, wie die Teamstruktur in den vorherigen Unternehmen war, wie intensiv die Zusammenarbeit war und ob es dem Bewerber grundsätzlich Spaß macht, im Team zu arbeiten.

4. Die Frage nach der Belastbarkeit

Auf diese Frage erhalten Sie am ehesten eine Antwort, wenn Sie den Kandidaten in einer „unvorhersehbaren“ Situation weiterinterviewen. Zum Beispiel führen Sie das Gespräch auf Englisch weiter oder er soll eine Situation klären, die in der täglichen Mitarbeit in Ihrem Unternehmen durchaus so vorkommen könnte.

Achten Sie hierbei aber darauf, dass solche Szenarien unbedingt der zu besetzenden Vakanz angemessen sind.

Wenn Sie das Gespräch auf Englisch fortführen, sollte bereits in der Stellenausschreibung stehen, dass gute bis verhandlungssichere Englischkenntnisse vorhanden sein müssen.

Einen Kandidaten für eine Position im Vertrieb mit einer schwierigen Kundensituation zu konfrontieren ist in Ordnung. Dies aber von einem Bewerber für einen Ausbildungsplatz zu verlangen, wäre nicht angemessen und der Kandidat könnte hier nur „verlieren“.

5. Die Frage nach der Weiterentwicklungsmotivation

Bei dieser Fragestellung können Sie viel über Ihr Gegenüber erfahren. Ist der Kandidat grundsätzlich offen für Weiterentwicklungen auf beruflicher Ebene? Sieht er bei sich selbst Verbesserungspotential und wäre er bereit sich hier weiterzuentwickeln?

Viele Bewerber finden Weiterbildungsmöglichkeiten in Unternehmen sehr attraktiv. Sollten Sie Ihren Mitarbeitern Weiterbildungsprogramme anbieten, sprechen Sie dies ruhig an dieser Stelle an.

Wichtig: Es gilt immer zu bedenken, dass Unternehmen mittlerweile bieten müssen, um die „besten Köpfe“ für sich gewinnen zu können (Stichwort „War for Talents“). Also überlegen Sie sich im Vorfeld, was Ihr Unternehmen besonders macht, welche Benefits Sie bieten können und warten Sie damit ruhig auf.

6. Die Frage nach der Loyalität

Hier ist Vorsicht geboten. Spricht der Kandidat offen über seinen alten oder über vorherige Arbeitgeber? Spricht er im ungünstigsten Fall sogar schlecht darüber? Dieses Verhalten könnte dafürsprechen, dass der Kandidat in schwierigen beruflichen Situationen dazu neigt, die Loyalität gegenüber seines Arbeitgebers zu verlieren.

7. Die Frage nach der Kritikfähigkeit

Auch bei dieser Frage, haben Sie die Möglichkeit, einen spannenden Einblick in die Persönlichkeit des Bewerbers zu bekommen. Fragen Sie ruhig ganz direkt, wie er bisher mit Kritik an seiner Arbeit umgegangen ist und was das in ihm ausgelöst hat. Sie werden sehr schnell merken, ob Ihr Gegenüber konstruktiv mit Kritik umgehen kann oder nicht.

8. Die Frage nach der Selbsteinschätzung

Nun können Sie herausfinden, wie selbstbewusst Ihr Bewerber ist und ob er sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist und diese auch kommunizieren kann.

Fragen Sie ihn ruhig, warum genau er der Richtige für die offene Position ist und wovon das Unternehmen profitieren würde, würden Sie ihn einstellen.

Idealerweise stellen Sie diese Frage erst gegen Ende des Gespräches. Denn dann haben Sie den Bewerber bereits etwas kennengelernt und können besser einschätzen, wer vor Ihnen sitzt und ob die Antworten authentisch sind.

Wichtig: Vergessen Sie aber nicht, dass es auch darum geht, gute Bewerber für Ihr Unternehmen zu begeistern. Es sollte also in jedem Vorstellungsgespräch zu einem wertschätzenden Dialog kommen und nicht in eine einseitige „Demonstration“ auf Seiten des Bewerbers kommen.

9. Die „Haben Sie noch Fragen“-Frage

Sie sollten Ihrem Bewerber in jedem Gespräch die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. In den meisten Fällen haben sich die Kandidaten gut vorbereitet und haben sich einige Punkte notiert, die sie gern loswerden möchten.

Idealerweise erledigen sich die meisten Punkte innerhalb des Gespräches. Sollte der Bewerber aber noch Fragen haben, die er im Gesprächsverlauf nicht fragen konnte, weil sie thematisch nicht passten, wird er dankbar sein, wenn er die Möglichkeit bekommt, diese nun noch zu stellen. Auch hier haben Sie Chance noch etwas mehr über Ihren Kandidaten herauszufinden. Was treibt ihn um, was beschäftigt ihn?

10. Fragen, die Sie in keinem Vorstellungsgespräch stellen dürfen

Es gibt Fragen, die Sie in keinem Vorstellungsgespräch stellen dürfen. Tabu sind unter anderem direkte Fragen nach Kinderwunsch oder Heiratsplänen. Auch Fragen nach dem Beruf des Partners, Zugehörigkeit zu Vereinen, die politische Einstellung oder der Religion sowie zur sexuellen Orientierung sind grundsätzlich absolute No-Gos.

Halten Sie sich hier an die Regeln und bleiben Sie professionell. Es wäre schade, wenn Sie Ihren Bewerber, durch Fragen dieser Kategorie vergraulen würden.

Anmerkung: Es mag Situationen und Unternehmen geben, bei denen solche Fragen in Ordnung sind; beispielsweise bei einer kirchlichen Einrichtung o.ä. In den allermeisten Fällen in unseren Branchen sind diese Fragen aber NICHT AGG-konform und sollten daher nicht gestellt werden.

Bitte beachten Sie: Der Kandidat darf auf nicht-AGG-konforme Fragen „falsch“ antworten und damit ist selbstverständlich niemandem geholfen.

 

Für die meisten Fragen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Die Antworten Ihres Bewerbers lassen aber Rückschlüsse über seine Motivation und seine Persönlichkeit zu, sodass Sie überprüfen können, ob der Bewerber zu der Philosophie Ihres Unternehmens, den angestammten Mitarbeitern und letztlich natürlich zu Ihrer offenen Vakanz und ihren Herausforderungen passt.

 

Anna Mirabichvili – Marketing and Communications

 

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*Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei der Personenbezeichnung in diesem Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die verkürzte Sprachform hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.