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ageneo hat 2020 die IMMA als neue Herzensangelegenheit in ihr Portfolio aufgenommen. Erfahren Sie  in unserem Gespräch mit den Geschäftsführerinnen Gundula Brunner und Sabine Wieninger mehr zu dieser Initiative für Münchner Mädchen**!

 

Liebe Frau Brunner, liebe Frau Wieninger, Sie beide sind geschäftsführende Vorständinnen der IMMA. Bitte beschreiben Sie kurz die Schwerpunkte Ihrer Arbeit und in welchen unterschiedlichen Bereichen die IMMA aktiv ist!

Vorab möchten wir grundsätzlich anmerken, dass wir alle Mädchen und jungen Frauen betreuen unabhängig von Religion, kultureller Herkunft oder sexueller Orientierung. Die Mädchen, die zu uns kommen, sind von grober Vernachlässigung oder Gewalt betroffen – ob sexueller, seelischer oder körperlicher Natur.

Wir als Institution haben in unserer Arbeit 2 Schwerpunkte gesetzt:

Zum einen konzentrieren wir uns auf die Jugendsozialarbeit mit 2 Beratungsstellen, die unterschiedliche Angebote abdecken. Eine Stelle beschäftigt sich beispielsweise mit Themen wie häusliche oder sexuelle Gewalt, Zwangsverheiratung und auch Genitalbeschneidung. Des Weiteren haben wir in diesem Bereich auch eine Einrichtung, die in den Schulen mit Schülerinnen und Schülern arbeitet, um die soziale Kompetenz zu stärken, Antiaggressionstraining anbietet und Themen wie Mobbing behandelt. Auch Mädchen mit Behinderungen werden bei uns nicht vergessen. Und damit unsere Mitarbeiterinnen für unsere vielfältige Arbeit immer auf dem neuesten Stand sind, werden diese in unserem Fortbildungsinstitut regelmäßig geschult.

Zum anderen läuft unser zweiter Kernbereich unter dem Motto „Hilfen zur Erziehung“, worunter viele stationäre Einrichtungen fallen. Dazu gehört auch unsere Schutzstelle, die wie eine Notaufnahme im sozialen Bereich funktioniert. Hier bieten wir den Mädchen und jungen Frauen einen Zufluchtsort, die dringend aus ihren Familien oder Beziehungen raus müssen. Dieses Angebot ist natürlich absolut anonym und als Zielgruppe gelten hier Mädchen, die von Zwangsheirat, Genitalverstümmelung, sexueller oder häuslicher Gewalt betroffen sind.

Zudem haben wir auch verschiedene Wohnprojekte z.B. für geflüchtete oder schwer traumatisierte Frauen, Mütter mit Kindern oder Wohngruppen für Mädchen ab 16 Jahren.

 

Wie verarbeiten Sie und Ihre Mitarbeiterinnen die teils schweren Schicksale Ihrer zu betreuenden Mädchen und Frauen und wie wirkt sich das auf die Work-Life-Balance Ihrer Belegschaft aus?

Um den psychischen Belastungen unserer Mitarbeiter zu begegnen, sind bei uns in allen Einrichtungen Supervisionen und ein reger kollegialer Austausch Standard. Innerhalb der Teams werden jede Woche die Fälle durchgesprochen und sich zuspitzende Verläufe mitunter auch an uns herangetragen, sodass auch wir teilweise beratend tätig sind. Zudem werden innerhalb von Zusatzqualifikationen Themen wie Psychohygiene oder die Vermeidung sekundärer Traumatisierung thematisiert. Generell legen wir ein großes Augenmerk darauf, dass jeder einzelne gut auf sich schaut. Wir versuchen u.a. auch mittels Teamevents oder Gesundheitsangeboten zu einer guten Atmosphäre beizutragen. Denn gerade diese gute Atmosphäre wird von der Belegschaft als größte Stütze empfunden, wie eine von extern durchgeführte Befragung kürzlich ergeben hat. Auch der kollegiale Austausch und die begleitende Rolle der Leiterinnen wurde als sehr positiv und hilfreich bewertet.

Wie wirkt sich die Pandemie auf die finanzielle Situation und den Arbeitsalltag der IMMA aus?

Wir werden fast komplett öffentlich über Zuschüsse der Stadt München gefördert. Außerdem haben wir Verträge mit dem Bezirk Oberbayern. Kommunen haben einfach Interesse daran, einen sozialen Frieden in den Städten zu haben und Menschen in prekären Lagen zu unterstützen. Daher kommen hier Steuergelder gezielt zum Einsatz. Was die Existenz angeht sind wir daher auch von Corona nicht bedroht. Unsere Zielgruppe wäre schlichtweg nicht noch zusätzlich belastbar, indem man uns die Gelder streicht und sie auf diese Weise vernachlässigen würde.

Was unseren Arbeitsalltag betrifft, zeigen sich ganz unterschiedliche Situationen abhängig von den jeweiligen Einrichtungen. Beispielsweise kann eine stationäre Wohngruppe, die wie eine Familie funktioniert, nicht auf Abstand bleiben. Hier mussten die Dinge einfach weiterlaufen und viele unserer Mitarbeiterinnen haben trotz Corona voll durchgearbeitet – immer mit der Angst sich anzustecken oder mit der Frage, was passiert, wenn sich eine der Mädchen infizieren würde.

Ansonsten haben wir, wo es ging, natürlich versucht Homeoffice auszubauen oder haben sehr viel Geld in Schutzausrüstungen wie FFP2 – Masken investiert. Auch kreative Lösungen wurden etabliert wie z.B. talk and walk o.Ä.

Am einschneidendsten waren weniger die beruflichen Abläufe als die psychischen Belastungen. Die große Unsicherheit hat definitiv auch Ängste sowohl bei der Belegschaft als auch bei unserer Klientel ausgelöst. Das hat unsere pädagogische Arbeit teilweise enorm erschwert.

 

Wie können sich Laien ehrenamtlich bei der IMMA engagieren?

Unsere Belegschaft besteht fast ausschließlich aus weiblichen Mitarbeiterinnen, weshalb uns auch im Ehrenamt überwiegend Frauen je nach ihren Kompetenzen unterstützen. Besonders gefragt ist zweifellos das Angebot von Nachhilfestunden. Aber auch Künstlerinnen, die Angebote im gestalterischen oder musikalischen Bereich machen, können unsere Arbeit bereichern. Des Weiteren sind Hilfen im Kontext Wohnungssuche sehr willkommen. Wie hinlänglich bekannt ist der Münchner Wohnungsmarkt sehr angespannt. Hier können Ehrenamtliche ganz praktisch bei Behördengängen oder beim Emailverkehr mit Hausverwaltungen unterstützend tätig werden.

 

 

Welche Frage oder welches Thema beschäftigt Sie in Ihrem beruflichen Kontext am meisten?

Was uns umtreibt ist tatsächlich der gesellschaftliche Umgang mit unseren Themen. Wie skandalös es ist, dass es eine hohe Betroffenheit gibt, wenn es um Themen wie sexueller Missbrauch, Gewalt gegen Frauen oder sogar Femizide geht. Über 1000 Frauen werden im Jahr in Deutschland durch ihren (Ex-) Partner umgebracht! Und dennoch finden all diese Dinge zu wenig mediale und gesellschaftliche Beachtung! Auch die teils wirklich prekäre Situation vieler Frauen im Lockdown wurde zwar im ersten Lockdown noch am Rande thematisiert, aber schon im zweiten Lockdown verlor die Aufmerksamkeit diesbezüglich stark an Kraft.

Die gesamte Gesellschaft sollte sich von diesen Missständen berühren lassen. Dabei wäre viel mehr Zivilcourage nötig. Hinschauen! Einfach die Klappen dicht machen und alles so stehen lassen ist für uns in jedem Fall keine hinnehmbare Option!

 

Liebe Frau Brunner, liebe Frau Wieninger, wir bedanken uns für das nette und informative Gespräch!

 

Carolyn Klein – Marketing Associate

 

*Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei der Personenbezeichnung in diesem Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die verkürzte Sprachform hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.

 

**Die ** verdeutlichen, dass Mädchen** unterschiedliche Identitätsentwürfe haben können. IMMA ist generell offen für alle Mädchen** und junge Frauen**, auch wenn sie sich keiner geschlechtlichen Kategorie zuordnen wollen. Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, um im individuellen Fall Unterstützung zu bieten.