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Besuch auf dem Paulihof

Tag der offenen Tür auf dem Paulihof

Wie es dazu kam, dass die gesamte ageneo-Mannschaft Ende September 2017 zu Gast auf dem Paulihof war, die Ärmel hockrempelte und dabei half, den Hof für den bevorstehenden „Tag der offenen Tür 2017“ herzurichten.

Angefangen hat es wie bei jedem unserer sozialen Engagements mit dem Wunsch, der Gesellschaft, seinen Nächsten etwas zurück zu geben.
Deshalb nahm ageneo im März 2017 beim „Markplatz Gute Geschäfte München“ teil.

Was ist der Marktplatz Gute Geschäfte?

„Die Marktplatz-Methode bringt Unternehmen und gemeinnützige Organisationen aus einer Stadt für zwei Stunden für eine ungewöhnliche Begegnung zusammen. Wie auf einem Markt treffen hier Angebot und Nachfrage aufeinander und es werden gemeinsame Projekte vereinbart. Den Formen des Engagements sind dabei keine Grenzen gesetzt, einzig Geld ist tabu. In mehr als 100 Kommunen wurden mit der Marktplatz-Methode bereits über 25.000 Gute Geschäfte für das Gemeinwesen verwirklicht.“ https://www.gute-geschaefte.org/
Generell gilt für Gute-Geschäfte-Marktplätze: Es wird um Zeit gehandelt und nicht um Geld.

Bei diesem Abend im März 2017 knüpften wir unseren ersten Kontakt zu Frau Ulrike Heigenmooser, die den Paulihof leitet.
Schnell war uns klar, dass das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Paulihof genau das richtige für uns ist. Besonders beeindruckt hat uns, wie Frau Heigenmooser ihre Arbeit mit den Kindern und Tieren in der tiergestützten Pädagogik erklärt hat. Ihr Herzblut und ihre Leidenschaft steckten uns förmlich an. Ganz nach dem Prinzip des Marktplatzes Gute Geschäfte besiegelten wir unseren „Handel“ per Handschlag und warteten gespannt darauf, dass unser Projekt Ende September endlich starten kann.

Als es dann endlich soweit war, fuhren wir hochmotoviert, mit Gummistiefeln und Regenjacken ausgerüstet nach Unterbernbach.

Dort angekommen wurden wir mit einem zünftigen Mittagessen in Empfang genommen und konnten so in entspannter Atmosphäre die ersten Kontakte knüpfen. Wir saßen auf Bierbänken im Garten, aßen Leberkäs‘, Camembert und Kartoffelsalat; hinter uns standen die Pferde und Esel auf der Weide, neben uns scharten Hühner mit Ihren Küken im Gras. Esel und Ziegen machten sich mitunter lautstark bemerkbar.
Und über allem lag diese herrliche, klare, kühle Landluft. Frisch gemähtes Gras, der Geruch von Pferden – es war wunderschön, das alles aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen. Wir alle hatten auf Anhieb das Gefühl, an einem ganz besonderen Ort zu sein.

Vom Mittagessen gestärkt konnten wir es kaum abwarten – wir scharrten förmlich mit den Hufen. Wir wollten etwas tun, wollten anpacken und waren sehr gespannt, was sich Frau Heigenmooser und ihr Team für uns ausgedacht hatten.
Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt, die gemeinsam mit den auf dem Paulihof lebenden Kindern unterschiedliche Aufgaben zu erledigen hatten.

Team Nummer 1 musste Erde von einem großen Sandberg abtragen und damit die Böden der Unterstände der Pferde und Esel wieder auffüllen – leider ging der hofeigene Traktor ein paar Tage zuvor kaputt; deshalb hieß es nun, die Schaufeln in die Hand zu nehmen und Alles zu geben. Unsere ageneo-Männer waren wahnsinnig fleißig, schoben eine volle Schubkarre nach der anderen zu den Unterständen, wobei bei der Leerfahrt zurück immer mindestens ein Kind als Passagier mitfuhr – ein Riesenspaß für die kleinen und großen Helfer.

Unermüdlich wurde „der Berg“ beackert, auch die Paulihof-Kids waren voller Eifer dabei und schaufelten, was das Zeug hielt.

Team Nummer 2 musste auf einer großen Wiese neben dem Hofgelände gemähtes Gras wegschaffen, damit den zahlreichen Besuchern am Tag der offenen Tür ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen. Eine Heugabel nach der anderen wurde beladen, in die großen Stallkarren geladen und auf einen Haufen am Hofgelände geschafft – auch hier halfen fleißige Kinderhände, die zur Belohnung bei jeder Leerfahrt in den Karren saßen und sich chauffieren ließen.
Nachdem der Parkplatz fertig war, wurde Futter für die Ziegen gemäht, welches wieder mittels Heugabeln und Stallkarren den Weg zum Ziegenstall fand.

Um sich zwischendurch zu stärken, gab es köstliche Krapfen, heißen Tee oder Kaffee und Wasser.

Nachdem Frau Heigenmooser und ihr Team beschlossen hatten, dass wir „genug getan haben“, kamen wir noch einmal zusammen und haben in gemütlicher Runde erfahren, wie die tiergestützte Pädagogik auf dem Paulihof angewendet wird.
„Auf dem Paulihof werden benachteiligte, traumatisierte und vernachlässigte Kinder und Jugendliche betreut, die in ihrem Lebensalltag schwer beeinträchtigt sind.

Viele dieser jungen Menschen haben sich emotional so verschlossen, dass sie über die kognitiv-verbale Ebene nur noch schwer oder gar nicht mehr zu erreichen sind. Die Arbeit mit den Tieren bietet die Möglichkeit, sie in unterschiedlichen Bereichen besonders zu fördern, wie beispielsweise

  • Körper- und Sinneswahrnehmung
  • Selbstwahrnehmung und -bewusstsein
  • emotionale und soziale Kompetenzen
  • emotionales und soziales Verhalten
  • kognitive Kompetenzen und Lernverhalten
  • Verantwortungsbewusstsein, Strukturfähigkeit und Durchhaltevermögen.“

Hier leben bis zu 7 Kinder/Jugendliche im Alter zwischen 8 und 16 Jahren.

Es ist die besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier, die diesen jungen Menschen die Chance gibt, sich körperlich, emotional und sozial zu entwickeln und zu genesen.
Was Frau Heigenmooser ebenfalls betont hat, ist das Verhältnis zwischen den Hoftieren und den Kindern. Tier und Kind suchen sich einander aus; wenn die Basis zwischen Tier und Kind passt, der Funke überspringt, beginnt die therapeutische Arbeit.

Hier legen Frau Heigenmooser und ihr Team ein besonderes Augenmerk auf das Wohlbefinden Aller, so auch der Tiere. Sämtliche Hoftiere haben großzügige Außenanlagen und Ställe, alle leben in Gruppen ihresgleichen – sie alle dürfen und sollen, neben ihrer pädagogischen Arbeit, einfach nur Tier sein.

Uns hat die Geschichte eines Mädchens ganz besonders berührt. Der Paulihof war für sie das Ende einer Odyssee. Mehrere Einrichtungen hatten das Mädchen aufgegeben, waren in der Arbeit mit ihr vollkommen überfordert. Als sie auf den Paulihof kam, hatte sie so schwere emotionale Probleme, dass sie keine Schule besuchen konnte. Regelmäßige schwere Angstattacken waren eine große Herausforderung. Mittlerweile, nach 2 Jahren intensiver Arbeit mit ihrem Tier und dem Team rund um Frau Heigenmooser, besucht sie wieder stundenweise die Schule.
Wenn sie über “ihr“ Tier spricht, glänzen ihre Augen, sie strahlt. Sie erzählt, was ihr Tier alles für sie tut, dass es für sie da ist, wenn sie traurig ist. Und sie erzählt, dass sie sich kümmern muss, es versorgen muss – mit allem was dazu gehört. Wenn man ihr zuhört, spürt man, dass die beiden eine Einheit sind – sie sind tief miteinander verbunden und profitieren von einander.

Als wir sie kennengelernt haben, stand vor uns ein aufgeschlossenes und empathisches Mädchen, welches Verantwortung übernimmt und einfach glücklich ist.

Sie sagt, dass es gut ist, dass sie früher so schwierig war und keine Einrichtung sie behalten wollte – nur deshalb konnte sie auf den Paulihof kommen; eine entwaffnende Kinderlogik. Als sie in diesem Moment zu Frau Heigenmooser schaut und sich beide daraufhin lange umarmen, wird uns allen noch bewusster, wie wichtig und unheimlich wertvoll die Arbeit hier ist.

Dank einer Einrichtung wie dieser, bekommen Kinder eine Chance, die an vielen Stellen bereits lange aufgegeben wurden. Frau Heigenmooser sagt, dass jedes Kind eine Chance verdient hat und jedes “ihrer“ Kinder wundervoll und liebenswert ist. Sie sagt es und sie lebt es und das hat uns sehr beeindruckt. Sie steht für “ihre“ Kinder ein und tut alles dafür, damit ihnen ein Weg in eine schöne, zuversichtliche Zukunft voller Möglichkeiten geebnet wird.

Tief bewegt von einem ereignisreichen Tag fuhren wir recht schweigsam zurück nach München.
Uns hat das Projekt „Paulihof“ so viel Spaß gemacht, dass wir wiederkommen werden.
Frau Heigenmooser kann das ageneo-Team fürs nächste Jahr wieder fest einplanen – Hand drauf!

Diese Menschen leisten jeden Tag so eine wertvolle Arbeit, sodass sie jede Unterstützung mehr als verdient haben.

Und weil die Tiere einen so großen Stellenwert für die Kinder haben, haben wir uns entschieden, eine Tierpatenschaft zu übernehmen. So können wir kontinuierlich helfen und unseren Beitrag dazu leisten, dass Frau Heigenmooser noch ganz viele Brücken zwischen Mensch und Tier schlagen kann und noch viele, viele Jahre diese wundervolle Arbeit mit diesen besonderen Kindern leisten kann.

Natürlich waren wir sehr neugierig, wie der Tag der offenen Tür auf dem Paulihof verlaufen ist. Die Aufregung auf den großen Tag aller „Paulianer“ hat uns so angesteckt, dass Frau Heigenmooser einige Kollegen mit ihren Familien als Besucher beim Tag der offenen Tür begrüßen konnte.
Laut Einschätzung des Paulihofes waren zwischen 350 und 400 Besucher zu Gast – so viele wie nie. Alles in allem war das gesamte Projekt also ein voller Erfolg!

Weitere Informationen rund um die Arbeit und das Konzept des Paulihofes finden Sie unter:

https://www.kinderschutz.de/angebote/alphabetisch/paulihof

Gern auch direkt bei Frau Heigenmooser unter 089 23 17 16 – 7811

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