Bevor Sie mit dem Lesen aufhören, weil Ihnen das Thema Diversität auf den Geist geht und Sie denken, dass es Sie sowieso nicht betrifft, nehmen Sie sich bitte etwas Zeit und bleiben Sie bis zum Ende dran. Denn das Thema betrifft uns alle, es handelt sich nämlich hierbei um Menschen.

Viele vertreten die Einstellung: „Macht was Ihr wollt, aber lasst mich in Frieden!“ – wieso das nicht ganz so einfach ist & wie Diversität den Erfolg von Firmen sogar enorm steigern kann, wollen wir von ageneo in diesem Artikel erklären.

 

Wofür steht eigentlich LGBTQI* & was hat das mit einem Regenbogen zu tun?

lgbtqi

Der Pride Month wird von der LGBTQI*-Community gefeiert – doch wofür steht diese lange Abkürzung überhaupt?

Abkürzung lgbtqi

Gut zu wissen:  In unseren FAQs am Ende des Artikels klären wir verschiedene Fragen und Begrifflichkeiten.

Die Vielfalt der Sexualitäten und Gender gleicht der Farbauswahl eines Regenbogens, weshalb die Regenbogenflagge als das Symbol der queeren Community und der Pride gilt. Außerdem steht das Wort Pride im Englischen für Stolz und genau das sind die Mitglieder: stolz auf ihre Identität.

Viele sind der Meinung, dass einige Leute mit derlei Identitätsbezeichnungen nur Aufmerksamkeit oder Vorteile erlangen möchten. Dabei bedenken sie aber nicht, wie viel Diskriminierung und Gewalt immer noch gegen Menschen der LGBTQI*-Gemeinschaft vorherrscht. Im Jahr 2022 verzeichnete die Polizei über 1.000 Straftaten gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland. Damit hat sich die Gewalt gegen queere Menschen in den letzten fünf Jahren beinah verdreifacht.

 

Wo liegt der Unterschied zwischen Gender, Geschlecht und Sexualität?

Kampf für Gleichberechtigung

Das biologische Geschlecht wird bei der Geburt zugewiesen (männlich, weiblich oder intersexuell) und zeigt sich durch körperliche Merkmale, Chromosomen, Sexualhormone, usw.

Das Gender beschreibt die Geschlechtsidentität, also als was man sich fühlt (weiblich, männlich, divers). Wenn das biologische Geschlecht und die Geschlechtsidentität übereinstimmen, handelt es sich um ein Cis-Gender bzw. eine Cis-Person. Wenn jemand im falschen Körper geboren wird und sich als ein anderes Geschlecht identifiziert, ist dieser Mensch eine Transperson.

Der Geschlechtsausdruck beschreibt, wie man sich nach außen zeigt bzw. wie andere Menschen einen lesen. Eine Person kann beispielsweise nach außen feminin gelesen werden, sich aber männlich fühlen. Das kann aufgrund von Körpermerkmalen, aber auch der Kleidung, Frisuren und vielem mehr beeinflusst werden.

Die Sexualität beschreibt, wovon man sich sexuell und/ oder romantisch angezogen fühlt. Heterosexualität beschreibt die Liebe zu einem anderen biologischen Geschlecht und Homosexualität zum gleichen. Man kann sich auch von mehreren Geschlechtern sexuell angezogen fühlen. Es gibt noch mehr sexuelle Orientierungen, wie beispielsweise die Asexualität, bei der zwar romantische Gefühle, aber keine sexuelle Anziehung bestehen.

Die Kombination aus den verschiedenen Kategorien formt einen großen Teil unserer Persönlichkeit. Ein Beispiel zur Anschauung: ein Mensch wird als Mann geboren, identifiziert sich als Frau und liebt sowohl Männer als auch Frauen – dann ist diese Person eine bisexuelle Transfrau. Oder wenn eine Person als Frau geboren wird, sich ebenso identifiziert und sich nur von Männern sexuell angezogen fühlt, ist sie eine heterosexuelle Cis-Frau.

Die in LGBTQI* vereinten Bezeichnungen sind Teil der Identität von Personen und entgegen der landläufigen Meinung nicht willkürlich gewählt. Die Wahl des Genders oder Sexualität entsteht nicht aus einer Laune heraus oder gar aus Langeweile, wir werden so geboren – manchmal dauert es nur länger, bis wir herausfinden, wie bzw. wer wir sind.

 

Was ist der Pride Month und brauchen wir ihn überhaupt noch?

Pride Parade

Für viele ist dieser Teil der Gesellschaft überrepräsentiert. Sie haben das Gefühl, überall im Internet und im Alltag mit dem Thema konfrontiert zu werden und erlangen so den Eindruck, dass Queersein längst genug Aufmerksamkeit bekommen hat und in der Gesellschaft angekommen ist. Dieser Schein trügt jedoch. Es handelt sich um eine wachsende Gemeinschaft, die immer lauter wird, um Gleichberechtigung zu schaffen. Je nach Algorithmus werden einem diese Themen vorgeschlagen, den meisten aber nicht. Damit etwas als normal angesehen wird, braucht es zunächst viel Aufmerksamkeit, um in den Köpfen der Gesellschaft etabliert zu werden. Sie können auch einiges zum Thema Gleichberechtigung in unserem Blogbeitrag zum Weltfrauentag lesen.

Einige unterliegen dem Trugschluss, dass nur Betroffene allein gegen Unrechte protestieren dürfen. Doch keine Gruppe bzw. Minderheit kann ohne Unterstützung von außen etwas erreichen. Daher sind auch Menschen außerhalb der queeren Gemeinschaft bei der Pride willkommen. Unterstützer*innen von außen, die von der entsprechenden Sache eigentlich nicht direkt betroffen sind, aber trotzdem mitkämpfen, nennt man übrigens Ally bzw. Allies (= Verbündete). Jede*r braucht Allies für die Bekämpfung von Unrecht. Das Ziel der Proteste ist die Gleichberechtigung der queeren Gemeinschaft. Die Mitglieder wollen keine Sonderbehandlungen oder extra Rechte, sie wollen dieselben Rechte, die andere Menschen auch bekommen.

 

Die Geschichte des Christopher Street Day (CSD)

Regenbogenflagge

Einigen sagt der Christopher Street Day etwas. Man denkt an Menschenmassen, die in Regenbogenfarben gehüllt durch die Stadt ziehen und feiern. Die meisten kennen allerdings nicht die Hintergründe des Tages.

In den 1960er Jahren galten Homosexuelle und Transpersonen als geisteskrank und wurden aufgrund von „Unzucht“ in Gefängnisse oder sogenannte Zuchthäuser gesperrt. Homosexualität galt sowohl in Deutschland als auch in den USA als Verbrechen und es war üblich, Verhaftete am Folgetag namentlich in der Zeitung auszulisten, was die gesellschaftliche Ausgrenzung enorm bekräftigte.

In der Christopher Street in New York gab es eine Bar namens Stonewall Inn, welche als Zufluchtsort für Mitglieder der LGBTQI*-Gemeinschaft diente, darunter auch Drag Queens und Kings, Transpersonen sowie homosexuelle Latinos und Schwarze. Aufgrund der Kriminalisierung von Homosexualität und der fehlenden Ausschanklizenz für Alkohol kam es im Stonewall Inn vermehrt zu Polizeirazzien und Festnahmen. Da die Mafia einen engen Kontakt zur Polizei pflegte und dafür sorgen wollte, dass die Bar geöffnet blieb (um von den Besucher*innen Schutzgelder zu erpressen), waren die Razzien meist angekündigt und zu frühen Zeiten. Am 28. Juni 1969 führte die Polizei jedoch eine unangekündigte Razzia zu sehr später Stunde durch und stieß dabei auf Gegenwehr. Der bekannte Drag King Stormé DeLarverie forderte die Anwesenden auf, die Situation nicht länger hinzunehmen und so begann die Community zu demonstrieren und sich gegen die Polizeigewalt zu wehren. Auch Passant*innen schlossen sich den Protesten an, die erst nach einigen Stunden von der Polizei beendet werden konnten. Daraufhin fanden weitere Proteste gegen die Diskriminierung und für mehr Rechte der LGBTQI*-Gemeinschaft statt und diese dauern bis heute an.

 

Diversity & Recruiting – warum Firmen sogar profitieren

Diversität Recruiting

Leider herrscht auf dem Arbeitsmarkt immer noch viel Diskriminierung in den Bewerbungsprozessen. Menschen werden abgelehnt, weil sie als anders angesehen und damit als inkompetent oder nicht passend abgestempelt werden. Glücklicherweise festigt sich dahingehend ein Umdenken und so ist es heutzutage üblich, Stellenanzeigen inklusiv zu verfassen, das bedeutet an alle Gender gerichtet. Doch inwiefern können Unternehmen von Diversität profitieren?

  • Mehr Vielfalt = mehr Ideen
  • Offene Kultur = weniger Druck und damit besserer Arbeitsflow
  • Mehr potenzielle Mitarbeiter*innen = weniger Fachkräftemangel
  • Weniger Druck sich anzupassen = mehr Konzentration auf die Arbeit
  • Stärkere Verbundenheit zwischen den Mitarbeiter*innen = besseres Teamwork
  • Gefühl des Willkommenseins = stärkere Zugehörigkeit zum Unternehmen
  • Inklusive Stellenausschreibungen = gutes Employer Branding

Aus diesen und vielen weiteren Gründen sollten Firmen bei der Suche nach neuen Mitarbeiter*innen offen und inklusiv vorgehen. Bereits bei der Erstellung von Stellenanzeigen kann dies betont werden und in Vorstellungsgesprächen sollte der Fokus nicht auf den Unterschieden, sondern auf den Kompetenzen einer Person liegen. Auch innerhalb vom Unternehmen sollten queere Menschen dieselben Aufstiegschancen haben wie nicht-queere. Entsprechende Schulungsmaßnahmen zur Sensibilisierung für das Thema sollten Teil der Personalentwicklung aller Unternehmen sein.

 

ageneo feiert den Pride Month

ageneo Pride

Wir bei ageneo leben eine offene Kultur und legen daher viel Wert auf den Pride Month. So sind einige unserer Mitarbeiter*innen offen queer bzw. Teil der LGBTQI*-Gemeinschaft. Als Zeichen der Unterstützung des Pride Month hat unser Firmenlogo ein buntes Update erfahren. Zudem sind wir Mitglied bei der Charta der Vielfalt, der größten Arbeitgebendeninitiative, welche die Vielfalt in Unternehmen fördert. Eine vorurteilsfreie und wertschätzende Arbeitsatmosphäre soll geschaffen und die Demokratie bestärkt werden.

 

Wir können uns weder unser Geschlecht noch unsere Sexualität aussuchen – wohl aber, wie wir mit anderen Menschen umgehen! Ignoranz oder Toleranz sind nicht gleich Akzeptanz, im Gegenteil. Auch wenn man nicht alles genau nachvollziehen kann, ist es trotzdem möglich, Menschen im Ausleben ihrer Identität zu unterstützen, um ein harmonisches Miteinander zu schaffen. Wir sollten niemanden verurteilen, nur weil die Person anders ist, als wir es gewohnt sind. Denn was uns alle vereint, ist dass wir Menschen sind, egal wie wir aussehen, wen wir lieben, etc. Also Happy Pride Month an alle wünschen wir von ageneo!

 

 

Anna F. Zierhut
Recruitment Associate / Content Marketing / Werkstudentin

 

 

FAQs

 

Was ist Queer?

Queere Menschen haben ihre Unterschiede bzw. ihre von der Norm abweichende Denkweise gemeinsam. Sie hinterfragen bestehende Strukturen wie beispielsweise Genderstereotypen (unter anderem Rollenerwartungen an Männer bzw. Frauen). Mitglieder der LGBTQI*-Community bezeichnen sich selbst oft als queer.

 

Was heißt transgeschlechtlich?

Eine Person ist transgeschlechtlich, wenn er*sie mit einem bestimmten Geschlecht geboren wird, sich aber einem anderen zugehörig fühlt. Es wird oft davon gesprochen, im falschen Körper geboren worden zu sein. Wenn eine Person beispielsweise als Mann geboren wird, sich aber als Frau identifiziert, handelt es sich dabei um eine Transfrau. Dies geht für gewöhnlich mit einer (zum neuen Geschlecht passenden) Namensänderung einher, der Geburtsname wird dann als Deadname bezeichnet.

 

Was bedeutet Intersexuell?

Eine Person ist intersexuell, wenn sie körperliche Merkmale mehrerer Geschlechter aufweist.

 

Wann ist der CSD dieses Jahr in München?

In München findet der Christopher Street Day dieses Jahr (2023) am 24. Juni statt.

 

Wofür steht m/w/d?

Die Klammer hinter Stellenanzeigen (m/w/d) steht für „männlich/ weiblich/ divers“. Unter divers werden alle Personen zusammengefasst, die sich nicht als (ausschließlich) männlich oder weiblich identifizieren. Somit werden alle Personen mit allen Gendern eingeschlossen und angesprochen.