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Am 16. November 2023 hat ageneo am amiga Career Day teilgenommen. Der amiga Career Day ist eine Online-Messe für Münchner Unternehmen, internationale Fachkräfte und Studierende, die jährlich stattfindet. Die Messe bietet Fachkräften und Studierenden die Gelegenheit, ihre Karriere in München auf die nächste Stufe zu bringen. Dabei konnten sie:  

 

  • ArbeitgeberInnen an den Ständen oder im Chat kontaktieren, 
  • Stellenausschreibungen der Ausstellerinnen einsehen und 
  • an Vorbereitungsseminaren von amiga teilnehmen. 

 

Während der Messe bestanden zudem mehrere Möglichkeiten, sich über wichtige Informationen zu Einreise- und Visabeschränkungen in Deutschland zu informieren. Dies mag auf den ersten Blick ungewöhnlich für eine Jobmesse in München erscheinen, jedoch ergibt es Sinn, wenn man die aktuelle Nachfrage nach Fachkräften in Deutschland berücksichtigt. 

 

Wie steht es um den deutschen Arbeitsmarkt? 

Laut dem Bundeswirtschaftsministerium gibt es in Deutschland keinen Fachkräftemangel, sondern lediglich einen Fachkräfteengpass in bestimmten Branchen und Regionen. Dieser Engpass hat derzeit in Deutschland seinen Höchststand erreicht. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit fehlen in 200 von den untersuchten 1200 Berufsgruppen ausreichend Fachkräfte. Das bedeutet, dass in jedem sechsten Beruf Personal fehlt. Die demografische Entwicklung wird dieses Problem voraussichtlich weiter verschärfen. Arbeitsminister Hubertus Heil geht davon aus, dass bis 2035 sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte auf dem deutschen Markt fehlen werden. 

 

Welche Gründe gibt es für den Engpass an Fachkräften? 

Fachkräftemangel

Einige Engpässe lassen sich auf die Corona-Pandemie zurückführen, bei der viele Branchen Beschäftigte entlassen oder verloren haben. Obwohl sich Deutschland wirtschaftlich weitgehend von den Auswirkungen der Pandemie erholt hat, kehrt das Personal nicht in die früheren Positionen zurück. Laut der Bundesagentur für Arbeit haben knapp 390.000 Beschäftigte im Jahr 2020 die Gastronomie verlassen und neue Stellen angenommen. Verbraucher im Alltag bemerken ebenfalls den Mangel an Personal in Berufen, die stark von der Pandemie betroffen waren. Jeder, der versucht, einen Friseurtermin zu bekommen oder nach einem Handwerker sucht, stellt fest, dass sich das Angebot deutlich verändert hat. 

Dennoch ist der Hauptgrund für den Fachkräftemangel der demografische Wandel in Deutschland. Die sogenannte “Babyboomer-Generation“, die in den 1950er- und 1960er-Jahren geboren wurde, zeichnet sich durch eine vergleichsweise hohe Geburtenrate aus. Diese Altersgruppen werden in den 2020er-Jahren vermehrt den Arbeitsmarkt verlassen und eine beträchtliche Lücke hinterlassen. Aktuell machen Menschen im Rentenalter noch den kleinsten Teil der Bevölkerung aus. In 10 bis 15 Jahren werden jedoch alle “Babyboomer” den Arbeitsmarkt verlassen haben, und Menschen im Rentenalter werden den größten Teil der deutschen Bevölkerung ausmachen. 

 

Welche Chancen gibt es für den Arbeitsmarkt? 

Um die Fachkräftelücke zu minimieren, gibt es verschiedene Lösungsansätze: 

 

Senkung der Arbeitslosenquote 

Die Senkung der Arbeitslosenquote ist eine realistische Maßnahme, jedoch in vielen Fällen keine umsetzbare Lösung. In wirtschaftsstarken Städten wie beispielsweise München ist die Zahl der Arbeitslosen zwar gering, aber der Fachkräftemangel bleibt hoch. Dies liegt teilweise daran, dass qualifizierte Arbeitslose oft nicht für Engpassberufe qualifiziert sind oder in der falschen Region leben. 

 

Erhöhung der Lebensarbeitszeit 

Die Erhöhung der Lebensarbeitszeit bietet keine großen Chancen, da sie die Problematik nur temporär verschieben würde. Kräfte aus der “Babyboomer-Generation” würden zwar später in den Ruhestand gehen, aber auf sie würden trotzdem geburtsschwächere Generationen folgen, die die hinterlassene Lücke quantitativ nicht füllen können. 

 

Erhöhung der Frauenerwerbsquote 

Eine effektive Chance bietet sich in der Erhöhung der Frauenerwerbsquote. Im Jahr 2022 waren 73,1 Prozent der Frauen zwischen 15 und 64 erwerbstätig, nur 7 Prozent weniger als bei Männern. Das größte Potenzial liegt jedoch im Arbeitszeitenmodell der Frauen. Laut Eurostat arbeiteten im ersten Quartal 2023 48,7 Prozent der 15- bis 64-jährigen Frauen in Teilzeit. Ein Anstieg dieses Anteils wäre eine bedeutende Chance für den deutschen Arbeitsmarkt. Um dies zu fördern, müsste sich in Deutschland jedoch viel ändern, insbesondere in Bezug auf Kinderbetreuung und den beruflichen Wiedereinstieg nach der Elternzeit sowie die Verteilung der “Care-Arbeit”.  

 

Das Potenzial der neuen Zuwanderungspolitik 

Mehr Zuwanderung nach Deutschland bietet wohl die größte Chance für den deutschen Arbeitsmarkt. Nach Berechnungen des IAB, benötigt Deutschland jedes Jahr 400.000 Zuwanderer, um das Arbeitskräfteangebot aufrechtzuerhalten. Seit November 2023 ist das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft getreten, und die deutsche Politik erhofft sich dadurch eine Lösung für den Engpass. Die erleichterte Einwanderung qualifizierter Personen soll Deutschland als attraktiveren Standort für internationale Fachkräfte positionieren. 

Das Ziel ist es vor allem, Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten zu gewinnen und diesen eine langfristige Perspektive zu bieten, um den deutschen Arbeitsmarkt zu stärken. Ein zentrales Element dafür ist die “Blaue Karte EU“, die mit der US-amerikanischen “Green Card” vergleichbar ist und als Arbeitsvisum für Menschen aus dem EU-Ausland fungiert. 

Darüber hinaus wird ab 2024 in Deutschland die sogenannte Chancenkarte eingeführt, die den Weg für eine breitere Palette von Fachkräften aus verschiedenen Berufsfeldern nach Deutschland erleichtern soll. 

 

Die Blaue Karte für internationale Fachkräfte 

Blaue Karte EU

Die Blaue Karte soll die Zuwanderung internationaler Fachkräfte nach Deutschland ultimativ ankurbeln und auf einen Höchststand bringen. Obwohl sie bereits seit 2012 existiert, wurden mit den neuesten Änderungen viele Anforderungen für den Erhalt der Blauen Karte erleichtert. Zu den Anforderungen gehören unter anderem: 

 

  • Ein anerkannter Hochschulabschluss 
  • Ein konkretes Arbeitsplatzangebot 
  • Ein Gehalt von mindestens 43.800 Euro brutto jährlich 

 

Diese Anforderungen sind vereinfacht dargestellt, da es Ausnahmen und verschiedene Varianten der Blauen Karte gibt. Eine Ausnahme besteht beispielsweise für IT-Spezialistinnen und -spezialisten, die auch ohne Hochschulabschluss, jedoch mit anderen Anforderungen, die Blaue Karte erhalten können. 

 

Nach Erhalt der Blauen Karte eröffnen sich viele Chancen, und das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat zahlreiche Prozesse für Zuwanderer erleichtert, darunter: 

  • Erleichterter Arbeitgeberwechsel 
  • Erleichterter Familiennachzug 
  • Erleichterte Erlaubnis zum dauerhaften Aufenthaltsrecht 
  • Beschäftigung auch außerhalb der ursprünglichen Qualifikation 

 

Diese Erleichterungen sollen nicht nur langjährig erfahrene Fachkräfte ansprechen, sondern auch Berufseinsteigende in Mangelberufen wie Ingenieurskräfte, Pflegekräfte oder Lehrkräfte. 

 

Die Chancenkarte als Alternative 

Für Arbeitsplatzsuchende wird eine Chancenkarte eingeführt, die auf zwei Wegen erworben werden kann. Drittstaatsangehörige mit voller Gleichwertigkeit ihrer ausländischen Qualifikation als “Fachkräfte” gemäß § 18 Abs. 3 AufenthG erhalten die Karte ohne weitere Voraussetzungen. Andere müssen einen ausländischen Hochschulabschluss, einen mindestens zweijährigen staatlich anerkannten Berufsabschluss oder einen von einer deutschen Auslandshandelskammer erteilten Abschluss nachweisen. Zudem sind deutsche (Niveau A1 GER) oder englische Sprachkenntnisse (Niveau B2 GER) erforderlich. 

Bei Erfüllung dieser Bedingungen können Punkte für verschiedene Themen gesammelt werden, darunter: 

  • Anerkennung der Qualifikationen 
  • Sprachkenntnisse 
  • Berufserfahrung 
  • Alter 
  • Deutschlandbezug 
  • Potenzial der Lebens- oder Ehepartner 

Wenn mindestens 6 Punkte gesammelt wurden, wird die Karte für maximal ein Jahr erteilt, vorausgesetzt, der Lebensunterhalt ist gesichert. Während des Aufenthalts in Deutschland ermöglicht sie Probearbeit oder Nebenbeschäftigung bis zu 20 Stunden pro Woche. Falls kein anderer Erwerbstitel möglich ist, kann die Chancenkarte bei einem Angebot für qualifizierte Beschäftigung um zwei Jahre verlängert werden. 

 

Grenzenlose Expertise: ageneo und die Rekrutierung internationaler Fachkräfte 

Immigration in Deutschland

Der amiga Career Day bietet einen interessanten Lösungsansatz für die steigende Fachkräftelücke, durch die internationale Fachkräftezuwanderungspolitik. Neue Einwanderungsinitiativen schaffen Möglichkeiten für erfahrene Fachkräfte und Berufseinsteigende in Mangelberufen. 

Die Dynamik und Flexibilität in der Personalrekrutierung sind entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Messen wie der amiga Career Day spielen dabei eine wichtige Rolle.  

ageneo setzt mit seiner „grenzenlosen“ Expertise in der Personalvermittlung Maßstäbe. Die Teilnahme am amiga Career Day 2023 ist ein Beispiel für unser Engagement auf dem globalen Arbeitsmarkt. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz seit November 2023 erleichtert die erfolgreiche Rekrutierung hochqualifizierter Fachkräfte aus verschiedenen Teilen der Welt erheblich. 

Noch dazu hilft uns unser internationales Netzwerk INRALS KandidatInnen auf der ganzen Welt zu vermitteln. INRALS ist ein globales Netzwerk, das sich aus unabhängigen, privat geführten Personalberatungen und Recruiting-Agenturen in mittlerweile über 20 Ländern zusammensetzt. Dabei sind alle Agenturen mit einem Life-Science Branchenfokus und neue Mitglieder werden nur nach einem aufwendigen Auswahlverfahren ausgewählt. 

Die Erweiterung unserer Suche auf den internationalen Markt ist notwendig, da in Deutschland nicht genug Fachkräfte verfügbar sind. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich daher, auch englischsprachige Talente einzustellen und ihre Stellenangebote international auszurichten. Dies erleichtert nicht nur die Personalsuche, sondern stärkt auch die Vielfalt und Innovationskraft der deutschen Wirtschaft. 

 

Q&A 

 

Was versteht man unter Fachkraft? 

Eine Fachkraft wird definiert als eine Arbeitskraft, die eine abgeschlossene Berufsausbildung (“Fachkompetenz”) oder ein beendetes Hochschulstudium vorweisen kann. Erfolgreiches Arbeiten im Berufsleben erfordert von Fachkräften zudem berufsbezogene soziale und methodische Kompetenzen, die als “Soft Skills” bezeichnet werden. 

 

Was ist der demografische Wandel? 

Mit „demographischer Wandel“ meint man, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten verändern wird. Dazu tragen die Zuwanderung und Abwanderung von Menschen, die Geburtenzahlen und die Zahl der Todesfälle in einem Land bei. 

 

Welche Generationen gibt es? 

Insgesamt unterscheidet man zwischen fünf Generationen: 

  • Traditionals: Geboren zwischen 1922 und 1955 
  • Babyboomer: Geboren zwischen 1956 und 1965 
  • Generation X: Geboren 1966 bis 1980 
  • Generation Y: Geboren 1981 bis 1995 
  • Generation Z: Geboren ab 1995 bis 2009 
  • Generation Alpha: Geboren ab 2010 bis heute 

 

Was sind Drittstaatsangehörige? 

Unter „Drittstaatsangehörige“ werden Ausländerinnen und Ausländer eines Staates gezählt, der nicht der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören. Für diese Personen regelt das Aufenthaltsgesetz die Einreise bzw. den Aufenthalt in Deutschland. 

Für den Aufenthalt in Deutschland ist in aller Regel ein Aufenthaltstitel (siehe unten) erforderlich. Einer dieser Aufenthaltstitel ist die Aufenthaltserlaubnis. Sie wird zu einem bestimmten Zweck (z. B. „zum Zwecke des Studiums“, „zum Zwecke der Ausbildung“, „zum Zwecke der Erwerbstätigkeit“) erteilt und ist jeweils an eigene Voraussetzungen gebunden. Mit Verlust der Voraussetzungen erlischt die Berechtigung zum Aufenthalt. Der Wechsel eines Zwecks in einen anderen ohne Aus- und erneute Wiedereinreise ist grundsätzlich nicht möglich. 

 

Bietet ageneo auch Stellen für Menschen an, die kein Deutsch sprechen? 

Diese Frage wurde uns auch während der Messe oft gestellt. Es gibt immer wieder mal Stellen, die nicht nach Deutschkenntnissen verlangen. Wie zum Beispiel unsere Suche nach einem Clinical Development & Operational Lead. Auch unser Talentpool nimmt wieder englischsprachige Fachkräfte auf. Diese vermitteln wir nicht nur an unsere Kunden in Deutschland, sondern auch an internationale Kunden in der ganzen Welt.  

 

verfasst von Laura Strub, Office Managerin bei ageneo Life Science Experts