CV-Parsing – Heutzutage alles andere als eine Seltenheit. Doch was ist das überhaupt? Unter CV-Parsing versteht man die maschinelle Verarbeitung von Bewerbungen mittels Softwareanalyse. Die originalen Unterlagen werden also in einem ersten Schritt von einem Computerprogramm und nicht von einem menschlichen Auge begutachtet. Laut Spiegel benutzen bereits mehr als 70 % der deutschen Unternehmen Bewerbermanagementsysteme. Das bedeutet für Sie, dass auch Ihr nächster potenzieller Arbeitgeber Ihre Unterlagen mit hoher Wahrscheinlichkeit nach folgendem Prozedere auslesen lässt:
Auf der Suche nach voreingestellten Kriterien wie Studienfach, Fremdsprachenkenntnissen oder Berufserfahrung scannt ein Programm Ihre Unterlagen und sortiert sie in einer Datenbank vor. Im Anschluss daran kann der Arbeitgeber dann die vermeintlich passendsten Kandidaten per Stichwortsuche herausfiltern. Personaler lesen also teilweise nicht mehr Ihren Lebenslauf durch, sondern orientieren sich an ihrer Stichwortsuche, indem sie sich von der Software gezielt die Bewerber zeigen lassen, die die von der Stellenanzeige verlangten Kriterien erfüllen.
Dieses auf Algorithmen basierte Auswahlverfahren verlangt eine besonders genaue Anpassung Ihrer Unterlagen, denn anders als ein Mensch, verzeiht ein Computer keine Fehler! Er kann Daten nicht deuten oder abstrahieren, weshalb Sie Gefahr laufen, dass Ihre Bewerbung direkt aussortiert werden könnte, sollten Ihre Formulierungen oder Angaben nicht präzise den Anforderungen entsprechen.
Doch mit einer gezielten Vorbereitung können Sie sich hier regelrecht einen Vorteil erspielen!
CV-Parsing: 6 Tipps wie Sie den Computer von sich überzeugen
1. Ortographie vs. Orthografie
Kleine und große Rechtschreibfehler im Lebenslauf waren bereits in der Vergangenheit im Grunde genommen ein No-Go, wurden allerdings bei entsprechender Qualifikation vom Personaler gerne auch mal galant übersehen. Ein Computerprogramm tut Ihnen diesen Gefallen jedoch nicht! Vielmehr “versteht” er Ihre Angaben selbst beim kleinsten Buchstabendreher nicht mehr und sortiert Sie mitsamt Ihrer Dokumente eventuell nur deshalb aus. Daher sollten Sie tunlichst jegliche Fehler in diesem Bereich vermeiden!
2. Vorsicht mit Grafiksoftware!
Für das menschliche Auge können grafische Spielereien in einem Lebenslauf durchaus ansprechend und sinnvoll sein. Allerdings kann ein Computer damit nichts anfangen. Sobald Texte in Bilder umgewandelt sind, erkennt der PC diese in der Regel nicht. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie daher stets ausschließlich auf Textverarbeitungsprogramme zurückgreifen und generell von jederlei grafischer Darstellung Ihrer Kompetenzen absehen. So vermeiden Sie, dass wichtige persönliche Informationen in der digitalen Übersetzung verloren gehen!
3. Jedes Wort zählt!
Es könnte überraschend wirken, aber eine wortwörtliche Kopie der erforderlichen Qualifikationen ist bei Verdacht auf CV-Parsing absolut erstrebenswert! Sind z.B. in der Stellenbeschreibung explizit niederländische Sprachfertigkeiten gefragt, ist es ganz abgesehen von der semantischen Ungenauigkeit eher ungeschickt, im Lebenslauf auf holländische Sprachkenntnisse zu verweisen. Das System ist zwar aufgrund der ohnehin inkorrekten Bezeichnung nicht beleidigt, wird dies aber eben auch nicht erkennen! Analysieren Sie also jede einzelne Anzeige genau auf die enthaltenen Muss-Qualifikationen und übernehmen Sie diese wenn möglich Wort für Wort.
4. Sonderzeichen und Abkürzungen vermeiden!
Es bleibt bei oben ausgeführtem Prinzip: Alles was ein Programm nicht erkennt, fällt direkt durchs Raster. Das gilt auch für Sonderzeichen und Abkürzungen! Schreiben Sie am besten alle Informationen komplett aus, sei es beispielsweise der Euro und nicht der € oder der Ausdruck unter anderem und nicht u.a.
Auch was Fremdsprachenkenntnisse betrifft, sollte man vorsichtig mit den vermeintlich modernen Niveaustufenbezeichnungen wie A1 oder B1 umgehen, da das System dies u.U. eher als Führerscheinkategorien verbucht. Bleiben Sie besser bei den altbekannten Begriffen wie “fließend” oder “verhandlungssicher”.
5. Das richtige Datum wählen
Bereits bei der Festsetzung des Datumformats sollten Sie sich genau bewusst machen, wo Sie sich bewerben und welche Gepflogenheiten vorherrschen!
Multinationale Firmen bevorzugen eventuell die amerikanische Schreibweise, bei der Monats- und Tagesdaten aus deutscher Sicht „verdreht“ sind. Somit wäre ein Programm dahingehend eingestellt, dass es den 25. Mai 2021 in Schriftform eher als 5/25/2021 und nicht wie in Deutschland als 25.5.2021 erkennt. Dies ist entscheidend für die Auflistung Ihrer bisherigen beruflichen Stationen!
6. Länge des Lebenslaufs
Was 2003 der Bierdeckel für die Steuererklärung hätte werden sollen, soll heutzutage die eine Seite für den Lebenslauf sein. Der Volksmund behauptet gerne, dass es erstrebenswert wäre, den eigenen Werdegang kurz und knapp zu halten. Allerdings ist dies im Falle von CV-Parsing nicht nur unnötig, sondern vor allem auch riskant. Im bereits zitierten Spiegel-Artikel ist diesbezüglich folgendes zu lesen:
den Lebenslauf knapp zu halten und in zwei Spalten auf einer Seite zu komprimieren […] [ist] eines der größten Probleme. Parser scannen nämlich häufig von ganz links bis ganz rechts; nicht zusammenhängende Informationen werden so schnell vermischt.
Somit müssen Sie sich nicht mehr mit Ihren Ausformulierungen zurückhalten in der Angst, den Umfang zu sprengen. Vielmehr können Sie ruhig Ihrer beruflichen Karriere den angemessen Raum geben, den sie auch verdient.
CV-Parsing Fazit
Ein Computer ist erbarmungslos. Was er nicht auf Anhieb versteht, wird er entweder unterschlagen oder falsch einsortieren. Aus diesen Gründen ist es wichtiger denn je, dass Sie Ihre Bewerbungen unbedingt der Stellenbeschreibung anpassen und auf Maschinenlesbarkeit prüfen, damit Ihre Unterlagen nicht den direkten Weg in den digitalen Papierkorb finden!
Carolyn Klein – Marketing Associate
*Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei der Personenbezeichnung in diesem Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die verkürzte Sprachform hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.