Ähnlich wie das Engagement für den Weltfrauentag und das Kinderhospiz in München, ist der Tag der Pflege (oder auch Tag der Pflegenden) für uns eine Herzensangelegenheit.

Eine der tragenden Säulen in unserer Gesellschaft und auch im Life Science Bereich, ist die Pflege. Dennoch müssen Angehörige dieser Professionen und privat Pflegende immer noch mit Hürden und mangelnder Unterstützung kämpfen. Obwohl viele Pflegefachkräfte mit den Tätigkeiten ihres Berufs überwiegend zufrieden sind, leiden sie stark unter der hohen Auslastung und der geringen Bezahlung. Doch es ist nicht ausschließlich eine kleine Profession von diesen Missständen betroffen, der Bereich Care-Arbeit bzw. Pflege umfasst ein riesiges Spektrum.

Die oft unterschätzte Arbeit in der Kinderpflege

Der Status Quo der Kinderpflege

Der Pflegebedarf beginnt schon vor der Geburt, nämlich bei der Betreuung durch Hebammen bei Schwangerschaft und teils bei Kinderwunsch. Auch bei der Entbindung und in der Zeit danach, unterstützen sie die Eltern. Obwohl auf diese wichtige Arbeit nicht verzichtet werden kann, schrecken einige Defizite Menschen davon ab, Hebamme zu werden bzw. den Beruf weiter auszuführen. Beispielsweise ist es sehr kompliziert und kostenintensiv, sich als Hebamme ausreichend zu versichern.

Die Arbeit in einer Kinderbetreuungsstätte fällt auch in den Bereich Kinderpflege, schließlich werden die Kinder dort in ihrem Alltag und bei ihren körperlichen und emotionalen Bedürfnissen unterstützt. Neben dem Essen, dem Gang zur Toilette und dem Umziehen (falls der Weg zur Toilette doch zu weit war), werden die Kinder auch erzogen, angeleitet, versorgt, getröstet und beim täglichen Spiel begleitet.

Im Umgang mit Frühchen, Neugeborenen sowie älteren Kindern ist immer ein hohes Maß an Sensibilität gefordert. Kleinkinder und Säuglinge sind noch nicht in der Lage, zu artikulieren, wie es ihnen geht bzw. was ihnen fehlt. Die Einschätzung dessen benötigt sehr viel Wissen, Erfahrung, Instinkt und Geduld. Noch dazu ist jeder Mensch und somit auch jedes Kind anders und braucht individuelle Zuwendung. Die ersten zwei Jahre im Leben eines Menschen und die Kindheit prägen ihn*sie schließlich am meisten. Dennoch werden all die genannten Aufgaben oft wenig geschätzt und als einfache Arbeiten abgetan.

 

Die hohe Belastung von Pflegefachkräften und pflegenden Angehörigen

Krankenpflege-2023

Die Krankenpflege kann stationär oder ambulant erfolgen. Sei es durch einen ambulanten Pflegedienst, in einem Krankenhaus, einer Klinik, oder anderen Einrichtungen. Wenn über medizinische Behandlung gesprochen wird, haben die meisten Menschen ausschließlich Ärzt*innen im Sinn. Die Aufgaben der Pflegefachkräfte sind jedoch unverzichtbar, denn es obliegt ihnen, die Mediziner*innen bei der Behandlung und die Patient*innen bei der Genesung zu unterstützen.

Es gibt viele entscheidende Rollen im Aufgabenspektrum, wie:

  • Das Helfen bei der Nahrungsaufnahme
  • die Versorgung von Wunden
  • der Erhalt der Körperpflege
  • das Messen von verschiedenen Körperfunktionen
  • die Dokumentation der Ergebnisse sowie deren Interpretation hinsichtlich Veränderungen
  • das Legen von Sonden und Kathetern
  • das Verabreichen von Medikamenten
  • die Vor- sowie Nachbereitung bei Operationen.

Ohne die Unterstützung durch die Pflegefachkräfte wäre eine ganzheitliche medizinische Behandlung nicht möglich und dennoch werden ihre vielen Leistungen oft übergangen oder als weniger wichtig deklariert.

Auch Angehörige zuhause zu pflegen, erfordert sehr viel Zeit, Geduld und Hingabe. Es wird teilweise als selbstverständlich wahrgenommen, beispielsweise seine Eltern zu pflegen, auch wenn man vielleicht selbst berufstätig ist, Kinder hat oder sich aufgrund anderer Faktoren nicht in der Lage sieht. Manche Menschen brauchen rund um die Uhr Betreuung und Unterstützung, das zu gewährleisten, ist als Einzelperson kaum möglich. Wenn man sich dafür entscheidet, muss man sich Großteils mit bürokratischen und finanziellen Hürden herumschlagen, wenn es um die Genehmigung eines Pflegegrades, die Beantragung von Hilfsmitteln oder Rezepten geht. Aufgrund mancher Symptome müssen sogar Umbaumaßnahmen (wie ein Treppenlift) getroffen oder technische Hilfsmittel (beispielsweise ein Hausnotruf) installiert werden. Hinzu kommt die emotionale Belastung, einem Familienmitglied bei körperlichen und/oder geistigen Leiden zuzusehen.

 

Die vielschichtigen Bedürfnisse pflegebedürftiger Senior*innen

Bedürfnisse in der Seniorenpflege

Aufgrund des demographischen Wandels findet eine Überalterung der Gesellschaft statt. Es gibt viele Senior*innen und nur wenige, die diese bei Notwendigkeit unterstützen können. Das höchste Ziel dabei ist die maximale Erhaltung von Mobilität und Selbstständigkeit.

Aufgrund degenerativer Gebrechen können alltägliche Dinge wie Körperpflege, die Essensaufnahme und die Motorik stark eingeschränkt sein. Auch die mentalen Fähigkeiten wie das Erinnerungsvermögen können darunter leiden und das Selbstständigkeitsvermögen erheblich mindern. Vielen ist die pflegerische Unterstützung unangenehm und bei einer (beispielsweise durch Überlastung) schnellen Abfertigung ist dies kaum verwunderlich. Dabei handelt es sich um höchst intime Momente des Alltags, die man nicht mehr allein bewältigen kann, sei es der Gang zur Toilette, das Duschen oder schlicht das Essen eines Apfels.

Durch die schwindende Lebensberatung und die sich zumeist verschlechternde Gesundheit entsteht bei Senior*innen eine erhöhte Suizidrate. Faktoren wie:

  • Vereinsamung
  • psychische Erkrankungen
  • das Fehlen eines (Weiter-)Lebenssinns
  • körperliche Beschwerden
  • der Zustand, auf immer mehr Hilfe angewiesen zu sein

können dies begünstigen. Der Wunsch, die Entscheidung über das Ende des eigenen Lebens selbst treffen zu dürfen, beschäftigt einige. Da gilt es, Warnsignale ernst zu nehmen und kompetent zu reagieren. Das erfordert genaue Aufklärung und viel Feingefühl. Aufgrund der hohen Auslastung in der Pflege bleiben oft wenig Zeit und Geduld, um diese Zeichen zu lesen und bedacht darauf zu reagieren. Beispielsweise ist die Gewährleistung eines geregelten Alltags mit ausreichend Beschäftigung und viel Kommunikation nötig – bei der Überlastung leider kaum bis nicht tragbar.

 

Die Komplexität der Palliativpflege: Eine ganzheitliche Begleitung im Sterbeprozess

Schwierigkeiten in der Palliativpflege

Die Pflege begleitet den gesamten Lebenszyklus, folglich auch das Sterben. Bei der Palliativpflege ist das Ziel der Behandlung nicht die Heilung, sondern die Minderung von Leiden und der Erhalt der Lebensqualität. Es gibt Krankheiten und Krankheitsstadien, in welchen die Lebenserwartung stark schwindet und man es den Patient*innen nur noch so angenehm wie möglich machen kann. Die Betreuung von Sterbenden kann zuhause oder stationär stattfinden, beispielsweise in einem Hospiz.

Es ist ebenso möglich, dass Maßnahmen zur Linderung von Beschwerden unternommen werden, welche das verbleibende Leben verkürzen (dies muss jedoch durch eine Patient*innenverfügung oder Vorsorgevollmacht festgelegt sein). Auch die Betreuung und Beratung der Angehörigen zählt zu den Aufgaben von Palliativpflegenden. Diese aufzuklären, zu belgeiten und anzuleiten, wie sie der sterbenden Person am besten beistehen können, erfordert erhebliches Feingefühl und Empathievermögen.

Zudem handelt es sich hierbei um eine psychisch sehr belastende Tätigkeit für die Mitarbeiter*innen. Aufgrund von Zeit- und Budgetmangels ist die psychologische Unterstützung am Arbeitsplatz oft sehr ausbaufähig. Dabei sind ausreichend Erholung und Unterstützungsmaßnahmen entscheidend, um diese wichtige Arbeit lange fortführen zu können.

 

Pflegekrise: Die alarmierende Lage in der Pflege

Die Missstände in der Pflege

Aufgrund der bereits erwähnten Überalterung der Gesellschaft und Missständen, besteht ein großer Fachkräftemangel in der Pflege. Dieser bedingt eine extrem hohe Auslastung in einem ohnehin schon sehr fordernden Beruf. Hinzu kommt, dass Pflegenden oft wenig Respekt entgegengebracht und ihre Leistung geschmälert wird.

Die Löhne in der Pflege sind in Anbetracht der Fachkompetenz, der Wichtigkeit und der Belastung sehr gering. Es besteht auch ein Gender-Pay-Gap von um 12% geringen Verdienst für Frauen gegenüber von Männern, obwohl hauptsächlich Frauen in diesen Bereichen tätig sind, nämlich 80% in der Krankenpflege und 83% in Senior*innenpflege (Stand 2019). Einige Stellen im Care-Sektor sind nur befristet und/oder nicht tarifgebunden, was die Löhne ebenso stark senkt. Auch lässt sich ein starkes West-Ost-Gefälle verzeichnen.

Neben den Auslastungs- und Finanzproblemen folgen auch rechtliche und ethische. Da sich der medizinische Fortschritt laufend verändert, müssen Behandlungen immer wieder angepasst und aktualisiert werden. Oftmals stehen Pflegende vor schwierigen ethischen Fragestellungen aufgrund dieser und anderer Änderungen.

Missstände in der Pflege betreffen neben den Pflegenden auch die Gepflegten. Diese sind auf Hilfe angewiesen und müssen oft die Auswirkungen der Überlastung ausbaden. Unter Stress Geduld für Patient*innen oder Angehörige aufzubringen, ist oftmals kaum bis nicht möglich. Dabei sind die meisten Pflegenden mit ihren Aufgaben zufrieden bzw. erfüllt, daher ist es sehr schade, wenn sich kompetente empathische Care-Mitarbeiter*innen aufgrund der äußeren, widrigen Umstände von ihrer Profession abwenden.

 

Der Tag der Pflegenden soll auf all die Menschen aufmerksam machen, die in einer der genannten oder nicht genannten Weisen eine oder mehrere Personen pflegen. Ihnen allen wollen wir von ageneo unseren tief empfundenen Respekt aussprechen! Viele von Ihnen werden als selbstverständlich hingenommen, dabei sind Sie das keinesfalls.

Wir können nicht auf Pflege verzichten – aber wir können sie mehr würdigen & respektieren!

Anna F. Zierhut
Recruitment Associate / Content Marketing / Werkstudentin

 

 

Die FAQs zum Tag der Pflege

Was ist der Tag der Pflege?

Der internationale Tag der Pflege wird jährlich am 12. Mai begangen und wird in Deutschland seit 1967 zelebriert. Er soll die Arbeit von Pflegenden würdigen und ihre Rolle im Gesundheitssystem hervorheben. Der Tag wird auch mit Forderungen an die Politik nach einer Verbesserung der Pflegesituation verbunden.

Warum ist der 12. Mai der Tag der Pflege?

Der Tag erinnert uns an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale. Sie revolutionierte das Pflegewesen, indem sie Standards für Hygiene und Pflege etablierte und die Bedeutung von Statistiken zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung betonte.