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Lesen Sie hier, worauf Sie achten sollten, wenn Sie längerfristig von Zuhause aus Arbeiten und was Sie tun können, damit Sie ohne Rückenschmerzen und Co. durch diese Zeit kommen.

Liebe Frau Falke-Grünbein, im Moment ist die Arbeit von Zuhause für viele Arbeitnehmer zum Alltag geworden. Jedoch sind Heimarbeitsplätze selten so eingerichtet, wie ein Arbeitsplatz im Büro. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Arbeitsicherheits- und Gesundheitsaspekte auf die man auch im Homeoffice achten sollte?

Für einen großen Teil ist das Arbeiten im Homeoffice neu und ungewohnt. Da gerade Mitarbeiter in Vollzeit einen großen Teil am Schreibtisch verbringen, ist es unabdingbar auch zu Hause eine gute Arbeitsumgebung zu schaffen.
Der große Vorteil im Homeoffice ist, dass man zwischen den Arbeitsplätzen wechseln kann. Das ist auch zu empfehlen, wenn man nicht die Möglichkeit hat sich ein Büro einzurichten. Oftmals sind die Stühle im Esszimmer nicht geeignet um dort acht Stunden seiner Arbeit nachzugehen. Da ist ein Wechseln der Position sehr wichtig. Da darf es auch mal für eine Zeit das Sofa sein. Allerdings ist es auch wichtig wieder an den Esstisch zurück zu kehren. Sitzen ist das neue Rauchen. Daher ist es nicht nur im Homeoffice wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und die Position zu ändern, denn zu langes Sitzen schadet der Gesundheit.
Viele Mitarbeiter arbeiten zur Zeit ausschließlich am Laptop. Ich empfehle Mitarbeitern mit ihrem Arbeitgeber zu sprechen, ob es möglich ist einen Bildschirm für die Arbeit zu Hause zu bekommen. Beim dauerhaften Arbeiten am Laptop kann es ebenfalls zu Problemen im Schulter-Hals- und Nackenbereich kommen.

Was kann es für Folgen haben, wenn Arbeitnehmer dauerhaft unter ungünstigen Arbeitsplatzbedingungen, im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit, arbeiten?

Die häufigsten Probleme entstehen Im Rücken, in der Schulter und im Nacken, das sind die Klassiker bei Arbeitnehmern, die am Bildschirm arbeiten. Das ist allerdings ein generelles Problem, welches nicht nur im Homeoffice auftritt, sondern auch bei vielen Arbeitnehmern beobachtet wird, die ihrer Tätigkeit im Büro nachgehen.
Mehr als 70% der Arbeitnehmer mit überwiegender oder ausschließlicher Bildschirmarbeit haben diese Beschwerden. Ursache ist häufig, dass der Arbeitsplatz nicht ergonomisch eingerichtet ist – oft aus Gewohnheit oder falscher Beratung. Jedoch kann man meist mit kleinen Veränderungen große Wirkungen erzielen.
So sehe ich häufig, dass Bildschirme viel zu hoch eingestellt sind. Häufig liegt noch eine Packung Kopierpapier als Erhöhung unter den Bildschirmen. Lang galt als Grundsatz, dass die Oberkante des Bildschirmes mit den Augenbrauen abschließen soll. Das ist überholt und führt zu genannten Problemen im Nacken und in der Schulter, da der Arbeitnehmer immer nach oben schaut und somit immer eine Belastung auf den Bandscheiben in der Halswirbelsäule liegt. Im schlimmsten Fall kann diese Fehlbelastung zu einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule führen.

Ebenso ist es wichtig regelmäßig an den arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen. Wir haben die sogenannte Vorsorge für Bildschirmarbeitsplätze, ehemals G37, die jeder Arbeitgeber seinen Mitarbeitern anbieten muss.
Diese Untersuchungen besteht aus einem Sehtest. Schlechtes Sehen ist ein sehr schleichender Prozess, der häufig erst in einem späten Stadium wahrgenommen wird. Schlechte Augen können sekundär ebenfalls zu Haltungsschäden führen. Unabdingbar ist auch die regelmäßige Untersuchung durch den Augenarzt.

Haben Sie konkrete Tipps, wie man sich das Homeoffice mit wenig Aufwand entsprechend einrichten kann?

Die technische Ausstattung sollte durch den Arbeitgeber erfolgen. Ich empfehle nicht nur den Laptop, sondern auch einen Bildschirm, Tastatur und Maus. Wie oben bereits erwähnt, führt dauerhaftes Arbeiten am Laptop zu Haltungsschäden.
Wichtig ist außerdem, dass man bequem und ergonomisch sitzt und zwischendurch die Sitzpositionen verändern kann.
Wenn man die räumlichen Möglichkeiten hat, empfehle ich immer, sich einen Schreibtisch und einen Schreibtischstuhl anzuschaffen. Das schafft auch eine gute Arbeitsatmosphäre.

Je nach dem welcher Arbeitstyp man ist, sollte man sich einen Platz suchen, der dem Arbeitstyp entspricht. Wenn man sich nur in Ruhe konzentrieren kann, sollte man sich einen Platz in der Wohnung oder im Haus suchen, der mit wenig Störfaktoren umgeben ist. Hierfür eignet sich in vielen Fällen das Schlafzimmer gut oder eine ruhige Nische im Flur. Wenn man auch in einer belebten Umgebung gut arbeiten kann, kann man klassisch den Esstisch wählen bzw. sich im Wohn- oder Esszimmer ein kleines Büro einrichten.

Was halten Sie für die größten Herausforderungen für Arbeitnehmer im Homeoffice?

Für viele ist die Abgrenzung zwischen Job und Privatleben eine sehr große Herausforderung. Arbeitnehmer die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, kommen damit deutlich besser zurecht als Mitarbeiter, die durch die momentane Situation von einen auf den anderen Tag plötzlich von Zuhause aus arbeiten müssen. Ich empfehle immer, dass Arbeitnehmer sich an ihren Arbeitszeiten orientieren, die man auch im Betrieb einhalten kann oder muss.
Außerdem ist der Austausch mit Kollegen extrem wichtig, zum Beispiel via Video Call, Telefon oder per Chat.

Haben Sie Praxistipps oder Erfahrungsberichte, wie der Spagat zwischen Heimarbeit und beispielsweise Kinderbetreuung geregelt werden kann?

In dieser besonderen Zeit ist das in der Tat die größte Herausforderung. Da auch Homeoffice Arbeitszeit und kein Freizeitvergnügen ist, ist der Spagat nicht ganz einfach. Und je kleiner die Kinder sind, um so schwieriger ist es, beides unter einen Hut zu bekommen. Da wir gerade selbst betroffen sind und Kinder verschiedenen Alters haben, kann ich die Sorgen und Nöte von Eltern ziemlich gut nachvollziehen.

Es ist unabdingbar hier mit seinem Arbeitgeber das Gespräch zu suchen. Auch die Absprache mit Kollegen, wer zum Beispiel wann am besten für Telefonkonferenzen zur Verfügung steht.
Man ist nicht allein mit der Situation und ich appelliere auch immer wieder an die Arbeitgeber, flexible Lösungen für Eltern in dieser Zeit zu finden.

Wenn Sie in der Situation sind, dass auch der andere Elternteil im Homoffice ist, wechseln Sie sich mit der Kinderbetreuung ab, insbesondere wenn kleine Kinder zu betreuen sind. Der eine übernimmt den Vormittag, der andere den Nachmittag – wichtig ist hier, dass Sie sich wegen wichtiger Termine gut absprechen.
Eltern sollten versuchen sich gegenseitig den Rücken frei zu halten.
Schwieriger ist die Situation, wenn nur ein Elternteil zu Hause arbeitet und ein kleines Kind zu betreuen ist. Kinder sind keine Maschinen und funktionieren nicht wie Roboter. Mit größeren Kindern ist es etwas einfacher als mit kleinen Kindern. Die Großen können sich in der Regel auch phasenweise selber beschäftigen oder an ihren Home-Schooling Aufgaben arbeiten.

Man ist gezwungen einen Teil des Perfektionismus abzulegen. Sowohl als Arbeitnehmer als auch als Eltern. Es ist nicht möglich beides perfekt unter einen Hut zu bekommen, viele sind im Moment in einer ähnlichen, wenn nicht gleichen Situation.
Es ist in Ordnung, wenn die Antwort auf eine E-Mail einmal nicht umgehend kommt, sondern auch etwas länger dauert.
Die Erfahrung zeigt, dass in der aktuellen Situation mehr Verständnis herrscht als gedacht.
Wichtig ist, sich nicht durch den Perfektionismus unter Druck setzten zu lassen – positiv bleiben!

 

Über Jeannine Falke-Grünbein

Jeannine Falke-Grünbein ist examinierte Krankenschwester, hat jedoch vor acht Jahren der Pflege den Rücken gekehrt und ihr berufliches Zuhause in der Arbeitsmedizin und der betrieblichen Gesundheitsförderung und der Beratung von Betrieben verschiedener Branchen gefunden.
Seit kurzem arbeitet sie für ein junges, innovatives Unternehmen im Bereich der Arbeitsmedizin und der Arbeitssicherheit mit Sitz in München.
Neben ihrer beruflichen Hingabe, ist Frau Falke-Grünbein glückliche Ehefrau und kümmert sich um ihre drei Töchter. Außerdem ist sie passionierte Perdehalterin.

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Anna Mirabichvili – Marketing and Communications

 

*Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei der Personenbezeichnung in diesem Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die verkürzte Sprachform hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.

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