Für alle, die keine eingefleischten Personaler* sind und nicht täglich Bewerbungsgespräche führen, haben wir hier eine kompakte Checkliste zusammengestellt, anhand derer Sie Interviews vorbereiten und erfolgreich durchführen können.
Da Interviews in der Regel zwischen einer und eineinhalb Stunden dauern (je nach Position und Level kann das natürlich variieren), sollten Sie diese Zeit effektiv nutzen, um sich ein genaues Bild von Ihrem Bewerber machen zu können.
Persönlichkeit und Fachkompetenzen
Hier gilt es zum einen die Persönlichkeit des Bewerbers kennenzulernen und abschätzen zu können, ob derjenige zur Unternehmenskultur und in das vorgesehene Team passt, aber natürlich geht es auch um alle fachlichen Themen, die derjenige mitbringen sollte, um die vakante Position bestmöglich auszufüllen und zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Sie ahnen bereits, es ist gar nicht so einfach, in kurzer Zeit alle wichtigen Informationen zu bekommen und dennoch für eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu sorgen und den Bewerber für das eigene Unternehmen zu gewinnen.
Ein Bewerbungsgespräch sollte vor allem klar strukturiert ablaufen, immerhin gilt es in diesem Gespräch einen potentiellen neuen Arbeitnehmer für Ihr Unternehmen zu ermitteln.
Mehrstufiges Auswahlverfahren
In den allermeisten Fällen werden mehrere Auswahlrunden mit Bewerbern geführt, sodass zum Erstgespräch in der Regel noch ein Zweitgespräch kommt.
Im ersten Interview geht es darum zu ermitteln, ob Sie durch die Personalsuche (interne HR oder externe Personalberatung) die richtigen Bewerber angesprochen haben. Das persönliche Kennenlernen steht hier an erster Stelle.
Sie stellen das Unternehmen und sich als Arbeitgeber vor und beschreiben die vakante Position und schildern, welche Anforderungen es an den Bewerber gibt.
Auf der anderen Seite versuchen Sie den Bewerber kennenzulernen, fachlich und persönlich, um dann entscheiden zu können, ob derjenige für ein weiteres, tiefergehendes Zweitgespräch eingeladen werden sollte.
Vorbereitung
Natürlich sollten Sie sich auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten. Dazu gehört, dass Sie sich die Unterlagen des Kandidaten noch einmal genau ansehen. Achten Sie hierbei auf die Erfahrungen und die Qualifikationen des Kandidaten und prüfen Sie, ob diese zu Ihren Anforderungen passen. Ergeben sich hierbei schon Fragen, die Sie dem Bewerber stellen möchten? Dann notieren Sie sich diese.
Achten Sie auch auf Unregelmäßigkeiten im CV. Nicht jeder CV ist lückenlos, was per se nichts Schlechtes ist und in den meisten Fällen auch schlüssig erklärt werden kann.
Unserer Erfahrung nach, zählt oft nicht der lückenlose Traum-Lebenslauf, sondern der Kandidat, der dahintersteckt – mit all seinen Erfahrungen und dem Mehrwert, den er Ihrem Unternehmen liefern kann. Dennoch: Ergeben sich hier Fragen, notieren Sie diese und fragen Sie offen nach.
Sollten Sie mit einer Personalberatung zusammenarbeiten, bekommen Sie vor dem ersten Interview schon viele Informationen zum Profil des Kandidaten. Das erspart Ihnen natürlich Arbeit. Dennoch lohnt es sich, vor dem Gespräch selber nochmal einen Blick in die Unterlagen zu werfen.
Einen Gesprächsleitfaden erarbeiten
Gegen einen groben Gesprächsleitfaden ist überhaupt nichts einzuwenden. Er ist sogar von Vorteil, denn er bietet Ihnen die Möglichkeit, den Überblick zu behalten. Jedes Vorstellungsgespräch verläuft anders, jeder Kandidat ist anders. Aber die meisten Bewerber erwarten, dass das Gespräch einer gewissen vorgegebenen Struktur folgt, welche Sie idealerweise vorgeben.
Folgende Punkte können Sie nacheinander durcharbeiten:
- eine freundliche und aufgeschlossene Begrüßung des Bewerbers – das schafft eine gute Grundlage für ein entspanntes und ergiebiges Gespräch.
Tipp: Fragen Sie hier zum Beispiel, ob der Kandidat den Weg zum Unternehmen gut gefunden hat oder bieten Sie etwas zu trinken an. - Vorstellung aller Anwesenden und ihrer Funktion im Unternehmen, gern auch mit einigen persönlichen Eckdaten – der Bewerber wird ja auch persönliche Dinge von sich erzählen. So sind Sie auf Augenhöhe mit dem Bewerber.
- Vorstellung des Unternehmens – machen Sie an dieser Stelle ruhig ein bisschen Werbung und erzählen Sie von besonderen Angeboten für Ihre Mitarbeiter (zum Beispiel Weiterbildungen, Kinderbetreuung, Fitnessstudio, Home-Office-Regelung, etc.) und denken Sie daran, dass Sie den Bewerber auch für Ihr Unternehmen gewinnen müssen. Zeigen Sie sich deshalb von Ihrer Schokoladenseite, aber Vorsicht – natürlich nur von Benefits sprechen, die das Unternehmen auch wirklich bietet, sonst ist die Enttäuschung auf der Bewerberseite vorprogrammiert.
- Vorstellung der offenen Vakanz und deren Anforderungen
- Gehen Sie die Stationen des Lebenslaufes des Bewerbers durch und stellen gezielte Fachfragen, sodass Sie ableiten können, ob der Bewerber zu Ihren Anforderungen passt.
- Geben Sie dem Kandidaten die Möglichkeit, seine eigenen Fragen zu stellen.
Tipp: Achten Sie hier auf die Art der Fragen. Oft kann man daraus ableiten, inwieweit der Bewerber sich vorbereitet hat und ob er echtes Interesse an der Position und Ihrem Unternehmen hat.
Tipp zur allgemeinen Gesprächsführung
Seien Sie wertschätzend und vermitteln Sie das Ihrem Bewerber. In den Zeiten des „War for Talents“ ist das besonders wichtig. Oftmals kann sich der Bewerber den nächsten Job aussuchen und aus mehreren Top-Angeboten wählen. Wir haben es schon erlebt, dass das Zünglein an der Waage der Umgang und die Stimmung während eines Bewerbungsgespräches war.
Wichtig ist dennoch, dass Sie authentisch bleiben und der Kandidat einen realistischen Eindruck von der Unternehmenskultur bekommt.
Mögliche Fragen
Um Ihren Bewerber so gut wie möglich kennenzulernen, haben wir Ihnen nachfolgend die 10 wichtigsten Fragen zur Bewerberauswahl zusammengefasst.
Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler
Nun haben Sie sich gut vorbereitet und werden das Bewerbungsgespräch anhand der Checkliste führen. Dann haben Sie schon einiges richtig gemacht.
Aber was machen Sie mit den daraus gewonnen Erkenntnissen? Haben Sie schon einmal etwas von Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehlern gehört? Diese laufen in der Regel vollkommen unterbewusst ab und schlagen uns deshalb gern einmal ein Schnippchen. Sie werden erstaunt sein, wie viele dieser Fehler uns in diversen Situationen unterkommen.
Hier zeigen wir Ihnen die fünf häufigsten Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler und wie Sie sich bei Einstellungsgesprächen nicht trügen lassen und sich so eine objektive Meinung bilden können.
Anna Mirabichvili – Marketing and Communications
*Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei der Personenbezeichnung in diesem Beitrag auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die verkürzte Sprachform hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.